Im Badezimmer




Hier habt ihr Platz um aus eurem Leben zu erzählen.

Im Badezimmer

Beitragvon Eva » Di 10. Nov 2020, 03:19

Mein Vater badet mich, und es ist lustig. (Eva ist fröhlich und lacht.) »Jetzt will ich aber auch ein
bisschen Spaß haben!« Ich weiß genau, dass dann immer irgend etwas ist, was ich nicht will, was ich
nicht mag. Es bedeutet nichts Gutes, und es ist so, als käme jetzt die Strafe dafür, dass ich Spaß gehabt
habe. Jetzt muss ich dafür bezahlen.
Dann macht er seine Hose auf, und ich denke, ich muss es wieder anschauen. »Fass ihn mal an!
Sei lieb zu ihm und streichel’ ihn mal!« - »Nein, ich will nicht, nein, nein!« Er schlägt mich ins
Gesicht. »Du sollst nicht immer nein sagen! Fass ihn an!« Er ist wütend, und ich hab’ Angst. Er nimmt
meine Hand und zeigt mir, was ich tun soll. »Nimm beide Hände!« - »Ja, so ist es gut, so bist du lieb.
Du hast mich doch lieb?« Diese Frage verwirrt mich so. Ich hab’ ihn ja lieb, aber ich mag es nicht tun.
Am schlimmsten ist, dass ich etwas tun muss, was ich absolut nicht will, und es verwirrt mich so, weil
... ich hab’ ihn ja lieb, aber ich mag das nicht tun. Ich will das absolut nicht. Aber wenn ich ihn lieb
hab’, muss ich es tun, und ich will es nicht. Und ich finde es so eklig. – Seine Frage ,Du hast mich
doch lieb?’ verwirrt mich so. Es ist, als ob ,lieb haben’ zwei verschiedene Bedeutungen hat.
Er stöhnt und hält meine Hand. »Mach’s fester!« Und er stöhnt immer lauter und dann ... es ist so
eklig. Meine Hände sind so eklig (Eva spreizt die Finger, ihre Miene ist voller Abscheu). – Er wäscht
mir die Hände ab und sagt: »So schlimm war’s doch gar nicht! Beim nächsten Mal stellst du dich nicht
mehr so an! Und du weißt doch, du darfst es niemandem erzählen!« Ich lauf’ zu meiner Mutter, und
ich bin so verwirrt und hab’ Angst. Ich brauche ihre Hilfe, und ich darf ihr doch nichts erzählen. Ich
brauch’ sie, sie muss mich irgendwie beschützen, aber ich darf ihr doch nichts sagen. Ich bin so
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verwirrt! Ich lauf’ ihr irgendwie nach, dass sie mir hilft. »Was willst du denn?« Ich darf doch nichts
sagen! »Geh mir aus dem Weg, du störst hier. Geh zu deinem Vater.« Sie schickt mich einfach wieder
zu ihm! Ich fühl’ mich so furchtbar alleingelassen und hoffnungslos.

Er zerrt mich an eine lange, breite Treppe. Ich kann mich nirgends festhalten. Er steht hinter mir
und hält mich so, dass ich hinunterfalle, wenn er mich loslässt. »Schau runter, schau es dir genau an!«
Ich hab' Angst und mach’ die Augen zu und dreh’ den Kopf weg. Wenn ich es nicht sehe, ist es für
mich nicht da. »Mach die Augen auf und schau runter!« Er dreht mir den Kopf nach vorn, und es tut
mir im Nacken weh. »Mach die Augen auf und schau runter!« Er tut mir so weh, und ich mach’ die
Augen auf und schau’ runter und hab’ schreckliche Angst. »Wenn du nicht lieb zu mir bist, lass’ ich
dich fallen!« Ich habe solche Angst! Ich würde ihm alles versprechen. »Ich will ... ich will ganz lieb
sein! Ich will immer ganz lieb sein, bitte, bitte ...« – Dann stehe ich wieder sicher, und er lässt mich
los. Wir gehen zurück zum Auto und steigen ein. »Jetzt wirst du schön lieb zu mir sein!«, und er
macht wieder die Hose auf. Ich will es nicht, es ist so ekelhaft. »Ich will nicht!« – »Denk an die
Treppe und sei lieb!« (Eva zittert am ganzen Leib.) Es ist so ekelhaft, aber ich hab’ solche Angst. Ich
fasse ihn an und streichle ihn. Er hält meine Hand fest, dass ich sie nicht zurückziehen kann. Er stöhnt
und sagt: »So ist es gut, so bist du lieb!« Dieser Satz ist ganz schrecklich für mich. Ich will doch ein
liebes Kind sein, aber doch nicht so, nicht so ... Er stöhnt wieder und sagt: »Mach weiter!« Er stöhnt -
und dann ist es vorbei. Es ist so eklig! Meine Hand ist so schmutzig.

Ich bin mit meinem Vater allein in der Wohnung. Er hat mich gerufen. Ich will nicht zu ihm gehen.
Ich weiß genau, was jetzt kommt. Ich weiß genau, was er will. Ich habe schreckliche Angst und will
nicht zu ihm gehen, aber ich muss tun, was er sagt, sonst wird er wütend.
Ich stehe an der Tür. Im Zimmer sitzt mein Vater. »Komm her zu mir!« Er sitzt vor mir und macht
seine Hose auf. Ich will das nicht sehen und mache die Augen zu. »Mach die Augen auf! Schau ihn dir
an!« Ich mach’ die Augen auf (Eva ist voller Ekel und Abscheu). Er packt mich am Nacken und drückt
meinen Kopf zwischen seine Beine. Ich will es nicht, und er tut mir weh. »Au, au ...« – »Nun mach
schon! Stell dich nicht so an! Wehr dich nicht, du tust dir nur weh!« Dann muss ich ihn in den Mund
nehmen. Ich hab’ das Gefühl zu ersticken. Er hält mich am Kopf fest, und ich kann nicht weg. Er
stöhnt, er stöhnt immer lauter. Er hält mich fest, und ich krieg’ keine Luft. Dann spritzt er mir alles in
den Mund. Es ist so eklig, und ich kann nicht weg. »Schluck es runter! Es ist alles für dich! -Du musst
dich endlich daran gewöhnen!« Er lässt meinen Kopf los, und ich will weg. Da fasst er mich wieder
fest an und lässt mich nicht weg. Er hält mich fest und streichelt mich. Ich will nur weg von ihm. Er
redet auf mich ein, er redet und redet. Ich will gar nichts hören. Er soll aufhören! Es verwirrt mich so,
es verwirrt mich so, ich weiß gar nicht mehr, was stimmt. (Dieses Gefühl der Verwirrung ist für Eva
besonders schlimm - schlimmer noch als das, was vorher geschah.) »Siehst du, so schlimm war's doch
gar nicht! Du darfst dich nur nicht so anstellen. Du bist selber schuld: Wenn du dich wehrst, muss ich
dir weh tun. Ich will dir nicht weh tun, ich hab' dich doch lieb. Es wird dir auch noch Spaß machen.
Wir werden noch viel Spaß zusammen haben. Nur wir zwei. Ich werd' dir noch viel beibringen.«
(Dieser Satz macht Eva große Angst:) Es geht nie vorbei! Es wird nie vorbei sein, er holt mich immer
wieder! – »Es ist unser Geheimnis, du darfst es niemandem erzählen!« – Dann lässt er mich endlich
los, und ich lauf’ weg. Ich möcht’ mich irgendwo verkriechen. Ich hab’ Angst und fühl’ mich so
hilflos.

Ich höre, wie die Wohnungstür zufällt ... da merke ich erst, dass meine Mutter
weggegangen ist. Und da steht auch schon mein Vater da! Er nimmt mich einfach bei der
Hand und führt mich ins Schlafzimmer. Er sagt kein einziges Wort ... er nimmt mich einfach
so mit. Ich weiß auch sofort, was jetzt geschieht, aber ich wehr’ mich gar nicht mehr. Er kann
einfach so kommen und mir weh tun ... Ich muss mich aufs Bett legen, und er zieht mir mein
Höschen aus. Er streichelt mich, und dann legt er sich auf mich. Er tut mir so weh. »Au, au ...
bitte, bitte, hör auf!« – Als es vorbei ist, darf ich wieder gehen. »Hör auf zu heulen und reiß
dich zusammen! Deine Mutter kommt gleich wieder, die darf nichts merken.«

Ich sitze in meinem Zimmer und spiele mit meiner Puppe. (Die siebenjährige Eva ist ganz in ihr Spiel
versunken.) Da taucht plötzlich mein Vater auf. Ich hatte irgendwie total vergessen, dass er da ist. Es
erschreckt mich, und ich habe Angst. Ich weiß schon, was geschieht.
»Komm mit mir!« Ich habe Angst, er wird mir wieder weh tun. »Ich will spielen!« – »Komm, jetzt
spielst du mit mir!« Er nimmt mir meine Puppe weg und wirft sie aufs Bett. Er nimmt mich an der
Hand und geht mit mir ins Schlafzimmer.
»Zieh dich aus! – Nun mach schon und beeil dich!« - »Ich beeil’ mich ja schon.« – Dann muss ich
zu ihm gehen und mich über seine Knie legen. Er hält mich fest. (Eva fasst sich an den Nacken, wo
der Vater sie offenbar grob anfasst und ihr Schmerzen bereitet.) – »Du bist ein böses Kind, darum
muss ich dich bestrafen!« – Ich weiß nicht, warum ich böse bin. Er sagt immer, ich bin böse, weil ich
nachts nicht schlafen will. – Nachts sind da immer diese Träume, und da schrei’ ich immer und kann
nicht schlafen. – Jetzt schlägt er mich, und ich weiß gar nicht, warum. »Ich muss das tun, damit du ein
braves Kind wirst. Du willst doch, dass ich dich bestrafe, damit du ein braves Kind wirst? Sag es, dass
du es willst, los, sag es!« – »Ja, ja, ich will es!« Dann schlägt er mich wieder. Und dann lässt er mich
los. »Jetzt leg dich ins Bett, ich will mit dir schlafen!« Ich muss mich aufs Bett legen, und er zieht
seine Hose aus.
»Mach die Beine auseinander!« Ich will nicht, ich will nicht! Ich hab’ das Gefühl, jetzt hab’ ich
überhaupt keine Möglichkeit mehr, mich zu wehren. Er tut mir so weh! »Au, au ... bitte, tu mir nicht
so weh, bitte, bitte!« – »Sei ruhig, halt still! Verdammt, halt still!« Er tut mir so weh! »Ich bin doch
stärker als du, ich mach mit dir, was ich will!« Er tut mir immer mehr weh. Ich hab’ das Gefühl, ich
halt’ das nicht mehr aus. Dann ist da ein fürchterlicher Schmerz, und dann spür’ ich erst mal überhaupt
nichts mehr. (Eva liegt wie bewusstlos da. Nach einer Weile beginnt sie sich wieder zu bewegen.) Da
ist immer noch mein Vater über mir. »Wir sind noch nicht fertig!« Er tut mir weiter weh. Er stöhnt
und stöhnt immer lauter. (Sie wimmert vor Schmerz.) Und dann ist es vorbei. »Darf ich jetzt
gehen?« Ich habe Angst, dass wir noch nicht fertig sind. Mein Vater nickt. Ich zieh’ mich an und geh’.
Es tut weh. Ich leg’ mich auf mein Bett und nehm’ meine Puppe in den Arm. Es tut noch so weh.

Ich sitz’ am Tisch und mach’ Hausaufgaben (Eva ist in der 2. Klasse). Meine Brüder sind in der
Schule, und meine Mutter ist weggegangen.
Da kommt mein Vater. Er sagt noch gar nichts, aber ich weiß ... ich weiß in dem Moment genau,
was er will und. ..und dass ich nichts dagegen tun kann. Ich hab’ so schreckliche Angst ... aber ich darf
keine Angst haben, ich muss mich zusammennehmen (Eva presst die Lippen zusammen und ballt die
Fäuste) ... Ich muss mich zusammennehmen. (»Warum darfst du keine Angst haben?«) Das macht
alles noch schlimmer ... ich darf diese Angst einfach nicht spüren.
Er sagt, ich soll mit ihm kommen ... und ich muss mit ihm ins Schlafzimmer gehen. »Los, beeil
dich, deine Mutter kommt bald zurück!« Ich soll mein Höschen ausziehen, den Rest kann ich
anbehalten. »Heute muss es schnell gehen!« Ich hab’ so Angst, und er drängt mich so. Er lässt mir
einfach keine Zeit, um mich ... um mich ... ich weiß nicht ... irgendwie um die Angst ... um die Angst
... (Eva sucht lange nach einem Begriff – »... zu überwinden?«) Ja, so ... Ich muss mich beeilen, und ...
ich hab’ solche Angst. Er soll mir doch ein bisschen Zeit lassen!
Dann muss ich mich aufs Bett legen, und er legt sich auf mich. Er tut mir so weh ... es tut so weh
... au ... es tut so weh (Eva gibt leise, aber intensive Schmerzlaute von sich und bemüht sich
gleichzeitig, den Schmerz zu verbeißen und still zu sein. Ihrem Gesicht sieht man an, wie sehr sie
leidet). Es tut so weh, und ich hab’ das Gefühl, ich halt’ das nimmer aus. »Hör auf, bitte, hör auf, du
tust mir so weh!« Er lacht nur und sagt: »Jetzt wird es doch erst schön! Es geht jetzt erst richtig
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los!« Und dann sind da nur noch Schmerzen ... ich kann nur warten, bis es vorbei ist ... und versuch’,
möglichst wenig zu spüren.
Dann ist es endlich vorbei, und ich darf aufstehen. »Darf ich jetzt gehen?« (»Wie kommst du auf
die Idee, ihn zu fragen, ob du gehen darfst?«) Manchmal muss ich noch bei ihm bleiben und ... und
ihn streicheln ... ich muss immer warten, bis er es mir erlaubt zu gehen.
Eva
 
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Registriert: Di 10. Nov 2020, 03:07

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